Herausforderungen und Chancen

Der EU-Batteriepass kommt

Ab 2027 wird für Elektrofahrzeugbatterien EU-weit ein digitaler Batteriepass Pflicht. Auch wenn viele Details noch offen sind: Garagen in der Schweiz werden ebenfalls betroffen sein. Die Datenpflege dürfte zwar Mehraufwand generieren, aber der Batteriepass wird auch Vorteile bieten.
Publiziert: 25. September 2025

Von

Ilir Pinto


										Der EU-Batteriepass kommt
Ab Februar 2027: Digitale Batteriepässe machen Herkunft, Leistung und Recycling von Traktionsbatterien transparent. Foto: BloqSens

Die Batterien von Elektroautos bekommen jetzt sozusagen einen Reisepass: Ab 18. Februar 2027 muss für jede Traktionsbatterie in der EU ein digitaler Pass unter anderem Leistung, Stammdaten, Materialherkunft und Recyclingfähigkeit dokumentieren. Markus Peter, Leiter Technik & Umwelt beim AGVS, erklärt: «Der Batteriepass soll sicherstellen, dass die Batterie möglichst lange und gut genutzt wird, als Fahrzeugteil, Zwischenspeicher und im Recycling.» Dieser Batteriepass wird vermutlich nicht nur statische, sondern sogar dynamische Informationen, also etwa über Defekte oder Wartung, speichern. Somit kommt mit ihm vielleicht eine neue Pflicht auf das Autogewerbe zu, also für Garagen ein potenzieller Mehraufwand. Doch das Ganze kann auch von der anderen Seite her betrachtet werden – als Chance: Weil der Batteriepass die Geschichte der Batterie erzählt, schafft er Transparenz, was insbesondere bei Occasionsverkäufen Vertrauen schaffen kann.

 

Was die Garagen erwartet

Auf technologischer Ebene laufen in der Schweiz bereits konkrete Vorbereitungen, etwa bei der BloqSens AG in Biel. Das Start-up entwickelt digitale Lösungen für den fälschungssicheren Nachweis von Batteriedaten via Blockchain. Die Technologie ist auf die Vorgaben der EU-Batterieverordnung ausgerichtet, also EU-konform. BloqSens ist einer der Vorreiter in der Schweiz, während europaweit weitere Initiativen an Batteriepass-Lösungen tüfteln. Peter Krummenacher, CEO von BloqSens, sagt: «Wir wissen noch nicht genau, was der Batteriepass für Garagistinnen und Garagisten in der Schweiz konkret bedeutet.» Da die Schweiz im Fahrzeughandel eng mit der EU verflochten ist, dürfte sie die EU-Vorgaben erfüllen müssen. In welchem Umfang, ist noch offen. Ebenso Details wie Zugriffsmöglichkeiten: Wer darf welche Daten sehen und eintragen? 

Seine Annahmen seien also mit Vorbehalt zu geniessen, betont Krummenacher und erklärt, dass der Batteriepass technisch standardisiert sein müsse. Ein QR Code auf der Traktionsbatterie werde zu einem Datensatz führen, den man in der jeweiligen Rolle (etwa als Garage oder Recyclingbetrieb) authentifizieren könne. «Unabhängig von der Automarke dürften Werkstätten damit Zugang zu Wartungs-, Diagnose- und State-of-Health-Daten erhalten», erklärt der BloqSens-CEO. Auch Fehlerereignisse wie etwa eine vom Batteriemanagementsystem (BMS) erkannte Überhitzung dürften automatisch an den Batteriepass übermittelt werden. Andere Angaben, etwa Wartung oder Modulwechsel, werden wohl die Garagen eintragen. «Der Batteriepass vereinfacht Reparaturen», ergänzt Krummenacher. «Die Garage kann sehen, was passiert ist, und entsprechend arbeiten.» Die Daten im Batteriepass gehören Eigentümerin oder Eigentümer der Batterie, meist also Fahrzeughalterin oder -halter. Hersteller, Garagen oder andere dürften Zugriff nur im Umfang ihrer Berechtigung erhalten. Hersteller geben vor allem zu Beginn des Lebenszyklus Daten ein, Garagen dagegen eher später. 

 

Ein digitaler Zwilling

Krummenacher zählt sechs Datenkategorien im Pass auf: Basic (statische Daten), Performance (Leistung), Lifetime (Ladezyklen), Event Log (z.B. Überhitzung), Materialzusammensetzung sowie Hinweise zur Demontage und Wiederverwendung. «Stammdaten und Events speichern wir in der Blockchain», erklärt Krummenacher, «Lifetime und Leistungsdaten nicht. Die sind dynamisch und verändern sich.» Durch die grosse Menge an statischen und dynamischen Daten fungiert der Batteriepass laut Krummenacher als «digitaler Zwilling» der Batterie.

Was geschieht mit dem Batteriepass, wenn die Batterie ausgebaut und anderweitig verwendet wird, etwa bei einer Second-Life-Anwendung oder Recycling? Peter Krummenacher erklärt: «Der Pass wird der Batterie folgen. Wird sie ausgebaut, bleibt der Datensatz erhalten, aber es wechselt deren Eigentümer. Später, im Recycling oder zum End-of-Life, wird der digitale Zwilling weiterhin verfügbar sein, vermutlich über zehn Jahre hinweg.» Bei einer vollständigen Modulerneuerung dürfte ein neuer Batteriepass erstellt werden. Dabei bleibe die alte Geschichte jedoch erhalten. 

 

Die Sicht des Bafu

Beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) betont Corinne Spillmann von der Abteilung Abfall und Rohstoffe die regulatorische Relevanz der Einführung des EU-Batteriepasses. Sie sagt: «Schweizer Unternehmen, die Batterien oder E-Fahrzeuge in die EU exportieren, müssen die EU-Vorgaben erfüllen.» Ob die Schweiz die EU-Plattform – also die digitale Infrastruktur sämtlicher EU-Batteriepässe – übernehme oder einen nationalen Weg gehe, sei noch unklar. Zudem müsse vorher geprüft werden, so Spillmann, ob sich die Schweiz der EU-Plattform überhaupt anschliessen könne, und falls ja, unter welchen Voraussetzungen. Denn noch fehlten viele Details zur praktischen Umsetzung. Auch seien Garagen zunächst nur im Exportkontext betroffen. «Schweizer Werkstätten müssen die Vorgaben einhalten, wenn sie Batterien oder Fahrzeuge mit Traktionsbatterien in den EU-Raum exportieren», so Spillmann. Was wird aus heutigen Batteriezertifikaten, als «Gesundheitszeugnis» eine Momentaufnahme, während der Batteriepass den Lebenszyklus dokumentiert? «Ob das Zertifikat durch den Pass überflüssig wird», so Spillmann, «können wir noch nicht beantworten.» 

Unter dem Strich: Noch steht beim Batteriepass vieles in den Sternen. Klar ist jedoch: Zwar könnte der Batteriepass Aufwand in Form von Datenpflege bringen. Die Mitarbeitenden von Werkstätten, die Traktionsbatterien warten und reparieren, werden sich dann damit beschäftigen müssen. Doch der Batteriepass birgt das Potenzial, zum Verkaufsinstrument zu werden. Daher sollten sich Garagen frühzeitig mit dem Thema befassen, um ab 2027 den Batteriepass nutzen zu wissen.